Vor Beginn des Beikostalters herrscht oft große Ratlosigkeit bezüglich der richtigen Lebensmittelauswahl. Was sind geeignete Lebensmittel, welche sollten gemieden werden, und überhaupt: Gibt es Verbote? Es scheint als würde jede Quelle einen anderen Weg als „den richtigen“ loben. Die Wahrheit unter all den Meinungen liegt jedoch einzig und allein bei dir selbst. Und wer hätte es gedacht: Manchmal liegt die Wahrheit in einem Keks.

Die Geburt des Geschmacks
Bereits in der 10. Schwangerschaftswoche beginnt die Entwicklung der Geschmacksknospen beim Embryo, ein paar Wochen später, nachdem die Nervenzellen mit den Geschmacksknospen zu kommunizieren begonnen haben, erfährt der Embryo erste geschmackliche Eindrücke. Neugeborene bevorzugen Süßes und Salziges, während sie jedoch Bitteres und Saures ablehnen. Der Geschmack von Lebensmitteln, welche die Mutter während der Schwangerschaft isst, geht in das Fruchtwasser über. Wenig verwunderlich also, dass Kinder jene Lebensmittel bevorzugen, die sie seit ihrer Zeit in Mamas Bauch kennen. Wieso also mit Karottenbrei die Beikost beginnen, wenn Karotten ganz und gar nicht auf dem Familientisch landen? Also dann doch lieber das Lieblingsgemüse von Mama.
Ich hatte bei der Einführung der Beikost bei meiner Tochter zwei Grundsätze:
- Ich biete meinem Kind nichts an, das ich nicht selbst auch essen würde.
- Auch wenn ein bestimmtes Lebensmittel (oder eine Speise) nach dem ersten Mal vehement verweigert wurde, ist es kein Grund dauerhaft darauf zu verzichten.
Je öfter dem Baby ein Lebensmittel angeboten wird, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass es doch irgendwann schmeckt. Kinder leiden an einer Angst vor Neuem, essen nur das, was sie kennen. Es liegt an uns Erwachsenen, ihnen die Welt des Geschmacks näherzubringen. Was wir Eltern dafür brauchen? Geduld. Viel Geduld. Kinder müssen zwischen 10 und 16 Mal etwas probieren um es zu mögen oder tatsächlich abzulehnen. Dass die Akzeptanz von Neuem leichter fällt, wenn Mama und Papa auch das gleiche essen, liegt auf der Hand – oder auf dem Tisch ;).
Hinderlich bei der Akzeptanz von Neuem können Verbote, Zwang zum Essen, strenge Kontrolle oder ein Belohnungssystem sein. Die Kinder lernen durch Nachahmung. Das heißt sie werden über kurz oder lang
Von Gemüsesticks, Brei, einer Waage und dem Bauchgefühl
Nicht nur der Geschmack, sondern auch die Darreichungsform können große Unterschiede in der Akzeptanz neuer Lebensmittel mit sich bringen. Während im in unserem Hause Gemüsebrei völlig verschmäht wurde, liebt sie mit 1,5 Jahren noch immer ihren Getreide-Milch-Brei zum Frühstück. Gemüse gab‘s also bis auf gut gemeinte Ausnahmen ausschließlich in gedünsteter, handlich geschnittener Form.
Die Zusammenstellung der verschiedenen Mahlzeiten liegt wiederum an euch. Während es Familien gibt, die aufs Gramm genau die jeweilgen Mahlzeiten für die Kinder nach einem Plan zubereiten, gibt es andere, die das aus dem Bauchgefühl machen und wieder andere, die mit einem Mittelweg aus beiden Welten am besten zurechtkommen. Jede Variante ist vollkommen in Ordnung. Es gibt hier kein Richtig und kein Falsch. Lediglich auf das Würzen von Speisen sollte auf Rücksicht der Geschmacksentwicklung verzichtet werden. Auf dem Speiseplan der Essensbeginner sollte, wie auch für Erwachsene, eine ausgewogene Mischkost stehen. Das bedeutet konkret:
- Gemüse,
- Obst,
- Getreide, Hülsenfrüchte
- Fleisch, Fisch und Eier.
- Milchprodukte
Etwas mehr als eine Handvoll Lebensmittel sollten beachtet werden, die NICHT für die Beikost geeignet sind.
- Honig (Botulismusgefahr)
- Salz, Zucker (Limonaden)
- Rohe Speisen von Fisch, Fleisch und Eiern (Sushi, Beef tartar, etc)
- Wurst und Wurstwaren
- Stark gewürzte Speisen und scharfe Gewürze
- Getränke mit Koffein (Schwarz- bzw. Grüntee, Kaffee, Eistee etc)
- Kleine Lebensmittel wie Nüsse, Weintrauben, Samen (Erstickungsgefahr)
- Lebensmittel mit der Aufschrift „Kann Aktivität und Aufmerksamkeit bei Kindern beeinträchtigen“ (beinhaltet bestimmte Lebensmittelfarbstoffe, Süßigkeiten)
Wer sein Kind vegetarisch ernähren möchte, sollte auf eine ausreichende Eisenversorgung achten, die durch Milchprodukte sowie Hafer bzw. Hirse und grünes Gemüse erreicht werden kann. Möchtest du dein Kind vegan ernähren, sollte dies mit ärztlicher oder diätologischer Begleitung stattfinden. Eine vegane Ernährung ist möglich, jedoch solltet ihr euch bei einem Misslingen der ernsthaften Konsequenzen bewusst sein.
Der Beikoststart sollte vor allem eins sein: Entspannt. Frei von Druck und der festen Vorstellung wie es gelingen muss, aber mit dem nötigen Plan wie man ihn umsetzen kann. Du als Mutter kennst eure Lieblingsspeisen am besten und kannst dein Kind beobachten was/wie es gerne isst und ihm viele verschiedene Geschmäcker, Texturen und Darreichungsformen anbieten. Es kann einen Unterschied machen, ob der Apfel gerieben, geschält/ungeschält, im Ganzen oder in Spalten geschnitten ist.
Was die Kinder letztendlich (am liebsten) Essen bestimmen sie selbst, ihre Neugierde und was sie angeboten bekommen haben. Das Ziel sollte sein, dass das große Ganze stimmt.
Sollte die Neugier auf den Keks der Schwester irgendwann zu stark sein, wird es ganz bestimmt kein Schaden sein, davon zu probieren, auch wenn‘s einer dieser mit ganz viel Zucker ist.